Was wir tun

Unsere feste Anlaufstelle für medizinische Versorgung

In unserer niedrigschwelligen Anlaufstelle werden Menschen, die keinen oder deutlich eingeschränkten Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem haben, medizinisch und psychotherapeutisch versorgt und beraten. Gegründet wurde die Ambulanz im Jahr 2016.  

Im April 2017 fand der Umzug in größere Räumlichkeiten statt. Die Anlaufstelle befindet sich seitdem am Teltower Damm 8a, 14169 Berlin; in unmittelbarer Nähe der S-Bhf Zehlendorf. 

Die Gründung der Anlaufstelle wurde von Medizin Hilft e.V. komplett aus Spendengeldern finanziert, wobei insbesondere eine große Gemeinschaftsspende von 11 Rotary Clubs aus 4 Ländern („Global Grant“) dies ermöglicht hat.

Von 2016 bis Anfang 2022 wurde die Ambulanz in Kooperation mit Ärzte der Welt e.V. betrieben. Seit 2022 betreibt Medizin Hilft das Projekt in Kooperation mit der milaa gGmbH, einer Tochtergesellschaft des Evangelischen Diakonievereins.

Warum gibt es die Open-Med-Ambulanz für Menschen ohne Kranken­versicherung?

Obwohl in Deutschland eine Versicherungspflicht besteht, haben zahlreiche Menschen entweder keinen Zugang oder lediglich einen eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Sowohl für diejenigen mit begrenztem als auch vollem Leistungsanspruch gibt es vielfältige Barrieren, die verhindern, dass sie ihre Ansprüche im herkömmlichen System geltend machen können. Dies betrifft Personen ohne legalen Aufenthaltsstatus, Menschen ohne Krankenversicherung, Menschen in prekären sozialen Verhältnissen (Obdachlose, Personen mit Suchtproblemen, usw.) sowie Asylsuchende.

UNSERE ANGEBOTE DER OPEN-MED-AMBULANZ

Ambulanz

Die Sprechstunden werden von Freiwilligenteams, bestehend aus Ärzten, Pflegepersonal, Medizinstudenten und Dolmetschern durchgeführt. Wir bieten wöchentliche Sprechstunden für Kinder und Erwachsene an. Darüber hinaus psychiatrische, psychotherapeutische, dermatologische und orthopädische Sprechstunden nach Terminvereinbarung.

Sozialberatung

In den Beratungsgesprächen geht es um eine Mitgliedschaft in der Krankenversicherung, die Beantragung von medizinischen Leistungen, von Wohnraum oder Sozialleistungen, über Zusatz- oder Ergänzungsleistungen. Im Mittelpunkt steht vor allem die 'Hilfe zur Selbsthilfe', d.h. die Befähigung der Patient*innen, ihren Alltag selbst zu bewältigen. Unsere Beratung soll sie ermutigen, eigene Lösungen zu finden und ihnen Wege aus der Krise aufzeigen.

(Re-) Integration

Unser übergeordnetes Ziel bei der Behandlung und Beratung von Patienten ist es, ihnen so weit wie möglich den uneingeschränkten Zugang zum regulären Gesundheitssystem zu eröffnen. Durch ein breites Netz von Kooperationspartnern, die auf rechtliche und soziale Fragen spezialisiert sind, bieten wir zusätzliche Unterstützung an. Wir wollen den Menschen helfen, ein hohes Maß an körperlicher und seelischer Gesundheit zu erlangen – und das oft in schwierigen Lebensumständen und Situationen.

UNSERE ARBEIT IN UNTERKÜNFTEN FÜR GEFLÜCHTETE

Geflüchtete, die in Notunterkünften untergebracht werden, haben zwar rechtlich einen Anspruch auf einen Großteil der Gesundheitsleistungen, jedoch existieren weiterhin große sprachliche und bürokratische Barrieren, diese in Anspruch nehmen zu können. Neben der medizinischen Versorgung von Geflüchteten, die auch Impfungen und Impfberatung einschließt,  besteht der größte Anteil der Arbeit in Unterkünften darin, die Betroffenen in das reguläre medizinische Versorgungssystem zu integrieren. Hierfür stehen Teams aus ehrenamtlichen Ärzt*innen, Helfer*innen und Dolmetscher*innen zur Verfügung, die die Patient*innen mithilfe des großes Netzwerkes von Medizin Hilft e.V. in die haus- oder fachärztliche Versorgung vermitteln und ggf. begleiten.

Darüber hinaus…

Medizin Hilft führt seit 2016 aufsuchende Informationsveranstaltungen zu verschienenden Gesundheitsthemen in Berliner Unterkünften für Geflüchtete durch. Durchgeführt werden sie themenabhängig von Fachkräften mit gesundheitswissenschaftlichem bzw. medizinischem Hintergrund und bei Bedarf in der jeweiligen Muttersprache unter Einsatz geschulter Sprachmittler*innen. Darüber hinaus unterstützte der Verein Medizin Hilft den öffentlichen Gesundheitsdienst Steglitz Zehlendorf bei der Entwicklung eines Konzepts zur Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel der niedrigschwelligen Zielgruppenansprache.

Von 2016 bis Anfang 2022 wurde die Ambulanz in Kooperation mit Ärzte der Welt e.V. betrieben. Seit 2022 betreibt Medizin Hilft das Projekt in Kooperation mit der milaa gGmbH, einer Tochtergesellschaft des Evangelischen Diakonievereins.

Viele in Deutschland lebende Geflüchtete leiden unter akuten psychischen Erkrankungen wie Traumafolgestörungen, Depressionen, chronischen Schmerzen oder Angstzuständen. Leider ist es aus unterschiedlichen Gründen für diese Gruppe besonders schwer, geeignete psychotherapeutische Hilfe zu finden.
Deshalb bieten wir in unserer offenen Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung mit der Unterstützung von Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen mehrmals wöchentlich kostenlose Beratungsgespräche an. Diese werden durch geschulte Dolmetscher*innen begleitet. Ziel dieser Gespräche ist es, mit Betroffenen abzuklären, welche Art der Unterstützung sie und ihre Familien benötigen und diese im Rahmen unserer Möglichkeiten in die Wege zu leiten.
Da sich psychische Erkrankungen oft auch somatisch manifestieren, arbeiten unsere medizinischen und psychotherapeutischen Fachkräfte eng zusammen.

Die Zahl nicht krankenversicherter obdachloser Frauen und Männer ist in Berlin in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Wir unterstützen die „Tee- und Wärmestube Neukölln“ des Diakoniewerks Simeon, die sich mit ihrem Angebot an obdachlose und sozial benachteiligte Menschen richtet. Wir bieten regelmäßig aufsuchende medizinische Versorgung durch ein Team aus einer Pflegekraft und einem Arzt oder einer Ärztin vor Ort in der Tee-und Wärmestube an.

Mit diesem niedrigschwelligen mobilen medizinischen Angebot leisten wir einen Beitrag zur Gesundheitsförderung der Menschen, die andernfalls völlig vom Zugang zum Regelsystem ausgeschlossen wären. Zudem haben wir  einen mit medizinischen Equipment gefüllten Erste-Hilfe-Schrank finanziert und bei der Renovierung des Sanitärbereichs für Frauen geholfen.

Wir bieten Informationsmaterialen und Dokumente zum freien Download in vielen Sprachen an. Sie sind hilfreich für andere Initiativen, um sich inhaltlich zu informieren und Strukturen aufzubauen, die in unseren Projekten bereits etabliert sind.

Zudem haben wir vor allem 2015 und Anfang des Jahres 2016 in der Notsituation ca. 20 Notunterkünfte durch Sachspenden in Form von standardisierten Arztequipment- Kisten und durch die Finanzierung dringend notwendiger Medikamente unterstützt.  In dieser Zeit haben wir auch ehrenamtliche Ärzt*innen und Pflegekräfte an zahlreiche Unterkünfte vermittelt.

Auch für Vertreter*innen der medizinischen Regelversorgung, wie Kliniken und Arztpraxen, stellen wir allgemeine Informationen über Leistungsansprüche, Abrechnung, sonstige gesetzliche Rahmenbedingungen, deutsch- und fremdsprachige Informationen über das Gesundheitswesen und Einnahmebögen für verordnete Medikamente in Fremdsprachen zum freien Download bereit.

Im April 2021 impften Ehrenamtliche unseres Vereins Tausende Rettungskräfte der Berliner Feuerwehr gegen das Coronavirus. Noch vor der Zeit der Übernahme der staatlichen Verantwortung für Erstuntersuchungen und Impfungen, hat unsere Initiative, auch in Kooperation mit den Gesundheitsämtern, in Berliner Notunterkünften zahlreiche Impfaktionen, u.a. gegen Masern, durchgeführt. Gerade in der Hochphase der Masernepidemie 2015 war dies eine unserer wichtigsten Aufgaben.

Bei der Erbringung von medizinischen und sozialen Dienstleistungen erheben wir anonymisierte Daten, um Versorgungslücken zu dokumentieren und darauf hinzuwirken, dass der Staat die Voraussetzungen für eine medizinische Versorgung für alle schafft. Unsere Advocacy-Arbeit spielt dabei eine zentrale Rolle.